Aktuelles Dezember 2013

16.12.2013

SVZ 16. Dezember 2013 Aus der Redaktion der Parchimer Zeitung

Eisenbahnstrecke Hagenow-Neustrelitz

Die Südbahn auf jeden Fall erhalten

Regionale Planungsversammlung stärkt Kreistag und Bürgerinitiativen und prangert Widersprüche des Ministeriums an.

Einstimmig haben die Mitglieder des Regionalen Planungsverbands Westmecklenburg bei ihrer jüngsten Versammlung in Parchim das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Raumentwicklung aufgefordert, die gesamte Bahnverbindung zwischen Hagenow und Neustrelitz zu erhalten. „Alle Haltepunkte sollen weiterhin ganzjährig bedient werden“, untermauerte Gerd Golisz (Lübz) seinen Antrag, der nachträglich auf die Tagesordnung gesetzt worden war. Die Absicht, einen Teilabschnitt zwischen Parchim und Malchow stillzulegen, müsse revidiert werden. Die Mitgliederversammlung unterstützt damit die ähnlich lautenden Beschlüsse der Kreistage Ludwigslust-Parchim und Mecklenburgische Seenplatte und stärkt zudem den Bürgerinitiativen den Rücken. Zuvor hatte sich auch der Vorstand des Regionalen Planungsverbands bereits schriftlich für den Erhalt der kompletten Bahnlinie in Mecklenburgs Süden ausgesprochen. „Damit stellen wir geschlossenes Agieren zugunsten des Nahverkehrs unter Beweis.“ Golisz warf dem Ministerium für Energie, Infrastruktur und Raumentwicklung vor, doppelzüngig zu argumentieren. Im Raumentwicklungsplan des Landes habe es noch geheißen, dass der Streckenabschnitt zwischen Ludwigslust und Waren vorrangig zu ertüchtigen sei. Damit sollte, so die damalige Aussage, die Erreichbarkeit der zentralen Orte untereinander verbessert werden. „Die nunmehr bekundete Schließungsabsicht ist deshalb sehr widersprüchlich.“
Schreiben an das Ministerium vom 12.12.2013
Antrag von Gerd Golisz

 

10.12.2013

„Die Bahn muss bleiben, wie sie ist!“

10. Dezember 2013 | SVZ Lübz-Goldberg-Plau | Von: Ilja Baatz

Der Protest der Bürgerinitiative „ProSchiene Hagenow – Neustrelitz“ findet seit einiger Zeit auch Unterstützung in der Politik, unter anderem von Lübz’ Bürgermeisterin Gudrun Stein. Auch ihre Stadt wäre von der durch das Schweriner Infrastrukturministerium geplanten Unterbrechung der Strecke zwischen Parchim und Malchow ab Januar 2015 betroffen. „In unserer Region leben immer mehr ältere Menschen. Schon aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass die Bedeutung der Bahn weiter steigt“, sagt sie. „Die Proteste sind richtig, werden von allen Generationen unterstützt und ich nehme heute auch an der zweiten Demonstration in Schwerin teil. Die Ablehnung wiegt umso schwerer, weil sie über alle Parteigrenzen hinweg sichtbar wird.“ Heute Morgen um 8.43 Uhr (ab Lübz) fährt ein angehängter Sonderzug die Demonstranten in die Landeshauptstadt.

Senioren seien die ersten gewesen, die sich mit der Bitte an die Stadtvertretung wandten, den Protest zu unterstützen. Ein wichtiges Argument für den Erhalt der Bahn sieht Gudrun Stein ebenso bei vielen jungen Leuten aus dem gesamten Raum Lübz, die die Berufsschule in Parchim besuchen und den Zug als ideales Verkehrsmittel nutzten. „Aber egal, ob sie, ältere Menschen, die kein Auto mehr fahren beziehungsweise gar keinen Führerschein haben – früher besaß oft nur der Mann einen – oder Mütter mit Kinderwagen, um problemlos etwa zum Arzt zu kommen, und Touristen mit Fahrrädern: Die Bahn muss bleiben!“, so die Bürgermeisterin. Mit Sicherheit müsse zum Beispiel auch an dem einen oder anderen Bahnhof noch etwas getan werden, doch im Verhältnis zum Nutzen sei der notwendige Aufwand absolut zu rechtfertigen. Niemand könne darüber hinaus die mangelhafte Abstimmung der Verkehrssysteme untereinander verstehen. Beispielsweise fahren mehrere Busse parallel zur Bahn, wo es mit Sicherheit Möglichkeiten gebe, dies zu optimieren.

„Was ich mich schon öfter gefragt habe: Hat eigentlich jemand die möglichen Auswirkungen auf den ICE-Haltepunkt Ludwigslust bedacht, wenn die Strecke wie geplant unterbrochen wird? Bei der Landkreisneuordnung wurde er immer wieder als wichtiges Argument genannt“, so Gudrun Stein. „Viele, die zum Beispiel von Lübz nach Hamburg fahren möchten, werden sich weder erst in den Bus setzen und in Parchim in die Regionalbahn umsteigen noch mit dem Auto bis Ludwigslust fahren und es dort stehenlassen, sondern gleich mit dem Auto durchfahren, so irgend möglich. Bei einer Unterbrechung wäre letztlich der Bestand der gesamten Strecke akut gefährdet.“ In diesem Zusammenhang habe die Bürgermeisterin auf der ersten Demo in Schwerin der in einer Rede angeführte Vergleich mit einem Mandarinennetz überzeugt. Dort hieß es, dass sich der eigentlich stabile Körper auflöse und alles herausfalle, wenn man nur einen Faden durchtrennt.

Was die Verwaltungs-Chefin zusätzlich habe misstrauisch werden lassen, ist die Tatsache, dass zunächst die Stilllegung der Strecke Parchim – Waren feststand, dies nach den ersten Protesten jedoch auf Malchow verschoben wurde. „Dies kann nicht nur an dem dort mit relativ viel Fördermitteln geschaffenen neuen Haltepunkt liegen“, meint Gudrun Stein. „Ich gönne Malchow diese Entscheidung. Aber die Begründung, dass die Erhaltung der Bahnstrecke zuviel Geld kostet, stellt diese Änderung mehr als nur in Frage, weil mit Malchow ein Kopfbahnhof geschaffen wurde, von dem aus man nirgends sonst hinfahren kann – wie aus Lübz.“

Die Bürgermeisterin habe nicht nur ihre Stadt im Blick, sondern denke auch an andere negative Auswirkungen, die eine Teilstilllegung zur Folge hätte, wie etwa für das von vielen Schulklassen und auch Touristen besuchte „Agroneum“ in Alt Schwerin, das dann abgeschnitten wäre. Unabhängig von dieser einen ebenfalls mit viel Aufwand geschaffenen Einrichtung sie die Mobilität in der Region mit Bussen nicht so leicht abzusichern, wie es auch das Infrastrukturministerium glauben machen wolle: „Der Busverkehr ist in der Regel auf den Schülerverkehr reduziert. Und was ist in den Ferien? Im Saarland etwa werden viele einst stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert. Wie wäre es, wenn wir uns die Stilllegung sparen und unsere ohne Umweg erhalten?“

 

07.12.2013

Plau stellt sich mit Resolution gegen Bahnschließung

07. Dezember 2013 SVZ Ausgabe Lübz-Goldberg-Plau Von: Simone Herbst

Die beabsichtigte Abbestellung des Abschnittes Parchim-Waren auf der von der ODEG bedienten Bahnstrecke Hagenow-Neustrelitz (gemeint ist deren Stilllegung) hat etliche Städte, Gemeinden und Bürger ini tiativen entlang der Südbahn schon vor Wochen aufstehen lassen. Seitdem ebbt ihr Protest nicht ab, haben die Schließungsgegner unter anderem Unterschriftenaktionen, Demonstrationen vor dem Schweriner Landtag und Aktionen an Bahnhöfen organisiert, auf denen am 1. Januar 2015 das Licht endgültig auszugehen droht. Und es sind weitere geplant.

Mit einer Resolution „zur öffentlichen Diskussion über die Entwicklung des überörtlichen Verkehrs sowie des öffentlichen Nahverkehrs“ hat sich dem Protest jetzt auch die Plauer Stadtvertretung angeschlossen. Wenngleich der Luftkurort selbst nicht direkt an der Südbahn liegt und mit der Einstellung des Personenverkehrs auf der Zugstrecke Meyenburg-Güstrow bereits 2001 auf günstige Verkehrsanbindungen verzichten musste.

„Wir sehen mit großer Besorgnis, dass immer mehr Angebote aufgrund mangelnder Fahrgastzahlen entfallen. Und zwar vor dem Hintergrund fehlender Finanzierungen, steigender Fahrpreise, unmöglicher Fahrzeiten sowie schlechter Vernetzung“, heißt es in dem Schreiben, das in den kommenden Tagen dem Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung in Schwerin sowie dem Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim zugehen wird. Wie die anderen Gegner der Streichungspläne sehen auch die Plauer zwingend Handlungsbedarf, die Angebote für die Reisenden zu verbessern. Ein Argument liefere dabei die Landesregierung selbst, die es sich zum Ziel gemacht habe, Grundzentren, wie Plau am See eines ist, zu stärken. Angesichts der aktuellen Pläne zur Abbestellung stelle sich jedoch die Frage, wie das umgesetzt werden könne, wenn einerseits die verkehrliche Anbindung zu den Mittel- und Oberzentren nicht mehr verfügbar ist, andererseits vorhandene Angebote zwischen überörtlichem und öffentlichem Nahverkehr nur unzureichend miteinander vernetzt sind?

In Plau, das wirtschaftlich geprägt ist von der medizinischen Versorgung durch niedergelassene Ärzte, durch ein Krankenhaus, zwei Kurkliniken und eine Vielzahl touristischer Unternehmen, werde zunehmend die schlechte Erreichbarkeit mittels öffentlicher Verkehrsmittel beklagt. Mit ihrer Resolution fordern die Plauer Stadtvertreter die zuständigen Behörden auf, die Probleme nicht abzutun, sondern tiefgründig zu analysieren und nutzerfreundliche Angebote bereitzuhalten. Nicht zuletzt wegen der Konsequenzen des demografischen Wandels: Sowohl die Bewohner der Region als auch die Gäste der Stadt werden aufgrund des zunehmenden Alters immer mehr auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein. Sehr viele sind es heute schon.

Ohne Diskussionen und am Ende auch einstimmig votierten die Stadtvertreter am Mittwochabend für die Verabschiedung der Resolution und unterstrichen damit ihre Forderung nach Lösungsvorschlägen an das Verkehrsministerium und den Landkreis. Im Zusammenwirken müssten Maßnahmen veranlasst werden, welche die Verkehrsanbindung mit Bus und Bahn für die Bürger, Patienten sowie für die Urlauber und Gäste akzeptabel entwickeln.

07.12.2013

Appell: Anbindung nicht sterben lassen

07. Dezember 2013 SVZ Ausgabe Lübz-Goldberg-Plau Von: Ilja Baatz

In dieser Woche waren Vertreter der Bürgerinitiative (BI) „ProSchiene Hagenow – Neustrelitz“ zu einem Gespräch im Schweriner Infrastrukturministerium. Es plant, die Bahnverbindung zwischen Parchim und Malchow ab Januar 2014 einzustellen und stattdessen Busse einzusetzen, wogegen die BI seit mehreren Monaten mit Untersützern aus Lübz und Malchow kämpft (wir berichteten).

Als Grund für ihre Planung nennt die Behörde vor allem die nach ihrer Meinung viel zu hohen Kosten wegen geringer Fahrgastzahlen. Dieses Argument zweifelt die BI wegen eigener Beobachtungen und auch deshalb an, weil sie niemand ausführlich über die Umstände informiert habe, auf die sich die Entscheidung gründet (etwa zu welchen Zeiten und wie oft gezählt wurde). „Auf unsere zentrale Bitte, zunächst wenigstens seine vorgetragenen Kriterien noch einmal zu überprüfen, hat das Ministerium keine Bewegung signalisiert“, sagt BI-Sprecher Clemens Russell. „Einblick in die Zählprotokolle etwa gewährt man uns nicht, was Zweifel verstärkt. Trotzdem war der Staatssekretärin und ihrem Referatsleiter deutlich anzumerken, dass sie nicht mit der Wucht gerechnet haben, die von dem Protest mittlerweile ausgeht.“ Deutlich sei geworden, dass es große Defizite auf Seiten des Ministeriums hinsichtlich der Kommunikation mit den betroffenen Landkreisen wie auch Gemeinden gebe: „Der Dialog – so man überhaupt davon sprechen kann – mit allen ist in einem bedauernswert schlechten Zustand.“

Gleichzeitig sei Russell davon beeindruckt, wie viele Menschen mittlerweile den Protest unterstützen – ohne Zweifel voller Überzeugung, weil sich bestimmt niemand etwa zum Spaß in der Kälte in strömenden Regen stelle, um zu demonstrieren. Entlang der gesamten Bahnstrecke hatten sich am Freitag letzter Woche insgesamt mehrere 100 Menschen an den Halstestellen versammelt. Ungeachtet der schon zu hören gewesenen, noch nicht offiziellen Äußerung, dass Busunternehmen im Januar Vorschläge für den Schienenersatzverkehr unterbreiten wollen, sei es sehr wichtig, den Protest unvermindert fortzusetzen. Am kommenden Dienstag, 10. Dezember, findet die nächste Demonstration vor dem Landtag wiederum mit einem Marsch durchs Zentrum Schwerins statt. Wer daran teilnehmen möchte, kann zum Beispiel in Lübz um 8.43 Uhr mit einem Sonderzug der ODEG in die Landeshauptstadt fahren. Als sehr positiv wertet Russell, dass sich mittlerweile unter anderem auch die Städte Parchim, Lübz und sogar Plau am See für die Erhaltung der Bahnstrecke einsetzen.

Laut Ministerium müsse man die Bahn als Massenverkehrsmittel ansehen, was sie im Raum Lübz angesichts der registrierten, niedrigen Fahrgastzahlen jedoch nicht sei. „Auf unsere Frage, wann genau für das Land ein Massenverkehrsmittel als solches bezeichnet werden darf, kam die Antwort, dass dafür ein Richtwert von 500 Benutzern am Tag gelte – ein Wert aus Niedersachsen, was mit uns nicht vergleichbar ist“, sagt Russell. „An vielen Tagen, gerade in der Tourismus-Saison, erreichen jedoch auch wir diese Zahl nicht nur, sondern überschreiten sie sogar. Und wenn man die Strecke so sanieren würde, dass man etwas schneller fahren kann, wäre leicht möglich, dass dies immer gilt.“

Eine weitere wichtige Frage sei, welche Rolle die Landkreise mit ihren Busunternehmen spielen. Anstatt diese als Konkurrenz zur Bahn zu benutzen, müsse Ergänzung obenan stehen: „Obwohl beide aus öffentlichen, knapp gewordenen Mitteln finanziert werden, erlaubt man sich Parallelbestückung. Dass Busse zum Beispiel Fahrgäste zur Bahn bringen oder sie von dort abholen und so ein vernünftiger Verbund entsteht, geschieht viel zu wenig. Dazu wäre es erforderlich, Fahrpläne aufeinander abzustimmen, was letztlich das Ende aller Defizite bedeuten könnte. Wer seinen gesunden Menschenverstand benutzt, kommt von allein darauf.“ Von größter Wichtigkeit sei jetzt, den Protest möglichst noch auszuweiten. Verfasst hat die BI jetzt einen offenen Brief an alle Landtagsabgeordneten, der unten nachzulesen ist. Wer möchte, kann sich auch im Internet unter der Adresse www.proschiene-hagenow-neustrelitz.de über das Thema Bahnschließung informieren.

Der Offene Brief der Bürgerinitiative an alle Landtagsabgeordneten

Sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete,

das Thema Südbahn beschäftigt mittlerweile eine breite Öffentlichkeit in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim und Mecklenburgische Seenplatte. Viele Medien begleiten die Diskussion auf einem hohen fachlichen und journalistischen Niveau. Das durch das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung geplante stillschweigende Schließszenario ist komplett gescheitert. Die Menschen sind bereit, sich zu engagieren. Innerhalb kürzester Zeit gelingt es, in Lübz 2000 Unterschriften gegen die Pläne zur Zerschlagung der Südbahn durch Verkehrsminister Schlotmann zu sammeln. Damit hat ein Drittel der Einwohner innerhalb weniger Tage seine Unterstützung für den Erhalt der Bahn bekräftigt. In Demonstrationen in Lübz und Schwerin bringen Bürger in unseren Landkreisen, jung und alt, ihren Unmut über die Pläne des Ministeriums zum Ausdruck.

In den Rathäusern der Anrainerstädte ist die Empörung groß, die Bürgermeisterin von Lübz und die Bürgermeister von Malchow und Parchim sowie deren Verwaltungen demonstrieren zusammen mit Schülern, Rentnern, Menschen mit Behinderungen, Arbeitslosen und Beschäftigten sowie Unternehmen – insbesondere aus der Tourismusbranche – für den Erhalt der Bahnlinie. Es betrifft hier alle Bevölkerungsschichten! Es wird deutlich: Die Kappung der Bahnlinie ist ein Angriff auf die Vitalität unserer Landkreise. Die Wirtschaft zieht an, jüngste Gutachten belegen den Trend. Auch die Metropolregion Hamburg strahlt zunehmend in unsere Wirtschaftsräume. Hier kappt man keine Bahnlinie: ein fatales Signal!

Sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete, wir bitten Sie dringend: Sorgen Sie mit Ihrer Stimme dafür, dass die „Sparpläne“ des Ministeriums nicht Wirklichkeit werden. Sichern Sie die Zukunftsfähigkeit der Region. Nicht nur die ermittelten Fahrgastzahlen sind falsch, auch die Summe zur Modernisierung der Bahnlinie ist komplett überdimensioniert. Wir brauchen keinen ICE zwischen Neustrelitz und Hagenow. Wir brauchen diese Bahn, nur etwas schneller und etwas häufiger. Wir brauchen eine Bahn mit Zugang für alle, wie wir sie bereits heute haben und Bahnhöfe, die bequemes Ein- und Aussteigen möglich machen, wie in Parchim, Lübz und Malchow. Wir brauchen bezahlbare Verbundtickets für Bahn und Bus und Bahnhöfe, die ein schnelles Umsteigen in die Busse sicherstellen.Wir brauchen abgestimmte Bus- und Bahnfahrpläne, die den Menschen die Weiterfahrt in die Dörfer ermöglichen. Das vom Ministerium favorisierte „flexible Bussystem“ bedeutet keine Verbesserung der Angebote, sondern dient allein dem Sparen. Das, was wir vom flexiblen Bussystem wissen, ist unausgegoren. Die Bürgerinitiativen werden einen Aktionsplan zur Weiterentwicklung der Bahnlinie vorlegen. Hier werden Ziele formuliert, die kurzfristig erreichbar sind, aber auch Vorschläge mit Langzeitwirkung.

Sorgen Sie im Landtag dafür, dass Erhalt und maßvolle Weiterentwicklung der Südbahn Grünes Licht erhält und Minister Schlotmanns Pläne zur Kappung und Zerschlagung endlich dorthin gelangen, wo sie hingehören: Auf das Abstellgleis! Wir brauchen einen Landtag und eine Regierung, die für die Menschen arbeiteten, nicht gegen sie!

Monika Göpper und Clemens Russell,

Sprecher der Bürgerinitiative Pro Schiene Hagenow-Neustrelitz (Lübz-Malchow-Mirow)

02.12.2013

Nicht nur die Bürgerinitiativen Proschiene Hagenow-Neustrelitz (Lübz, Malchow, Mirow) sind entsetzt über die rückwärtsgewandte Verkehrspolitik der Landesregierung in Schwerin, auch besorgte Bürger wenden sich an uns, so Prof. Dr.-Ing. Helmut Böhme aus Neustrelitz. Er schreibt uns Folgendes:

Die Odyssee meiner Tochter, die in Lüneburg wohnt, und am vergangenen Sonntag über Rostock 7 (!) Stunden zur Rückfahrt gebraucht hat (Baustellen, Tür defekt u.a.) veranlasst mich auf die Verkehrsmisere Ost-West hinzuweisen. Man kann von Neustrelitz Richtung Hamburg über Rostock, über Berlin oder aber über Hagenow fahren – die regulären Fahrzeiten sind ungefähr alle gleich, aber die Hagenower Strecke wäre die mit Abstand kürzeste – also eigentlich auch die wirtschaftlichste! Da aber der Zug – übertrieben ausgedrückt – mehr steht als fährt, wird dieser positive Fakt überhaupt nicht ausgenützt. Damit zu meiner Aussage, dass diese Strecke eben nicht nur eine notwendige Strecke zur Befriedung des „platten Landes“ ist, sondern ebenso auch eine sehr wichtige OST-WEST-Verbindung! Wenn auch das Deutsche Reich früher viel weiter nach dem Osten reichte, so entsteht jetzt ein ähnlicher Bedarf durch das europäische Zusammenwachsen. Die Verbindung Hamburg – Neustrelitz – Stettin gewinnt heute wieder ein ganz andere Dimension als nach 1945.

Aber vor allem für den wirtschaftlich notleidenden Ostteil von MV ist eine gute Ost-West-Verbindung lebenswichtig! Wie können Politiker nur so kurzsichtig sein, diese Entwicklungsnotwendigkeit nicht sehen. Übrigens in Süddeutschland ist die kleinste „Klitsche“ ganzjährig und ganztägig gut erreichbar – na gut, da gibt es mehr Leute und demontiert wurde nichts, aber die Angebote sind eben attraktiv!

Die Fahrgastzahlen steigen nicht durch holprige Strecken, die ein-zweimal am Tag bedient werden, sondern durch attraktive Angebote (z.B. Bedarfshaltestellen) – das weiß der dümmste Kaufmann, aber die Gewählten in MV offenbar nicht!

Die Rentabilität einer Strecke wird durch die soziale Verpflichtung des Staates bestimmt, nicht durch Geldverdiener. Man denke einmal, selbst der ach so böse deutsche Kaiser wusste das (bzw. seine Minister) und machte aus dem Streckenwirrwarr (ein gewaltiges Hemmnis für die Entwicklung) des Kaiserreiches am Anfang des 20. Jahrhunderts die Deutsche Reichsbahn! Und ich habe in den 50er Jahren beim Studium gelernt, daß die Reichsbahn schon immer ihr Geld mit dem Güterverkehr verdient hat! Unrentable Strecken gibt es für eine sozial-gesellschaftlich denkende Regierung nicht – außer natürlich in MV. Es gibt nur eine gute oder schlechte Versorgung der Bevölkerung. Ganz abgesehen davon, werden die Straßenbau- und Unterhaltungskosten generell beim Kostenvergleich (und bequemes ganzjährig gefahrloses Reisen lässt sich schon gar nicht in Geld ausdrücken) unterschlagen.

Also, die Dimension dieser Strecke ist erstens die Versorgung der Bevölkerung als Pflichtaufgabe der Regierung, aber dann auch zweitens die wirtschaftlich-strategische wichtige Versorgung und Weiterentwicklung der Süd- und Ostregion von MV. Ich dachte immer, das wäre eine Aufgabe z.B. des Herrn Schlotmann – wozu wäre er sonst da? Übrigens trifft nahezu das Gleiche für die Strecke Neustrelitz – Wittstock zu. Da ist das gleiche Dilemma, nämlich das breite Land wird abgehängt und die Ost-West Verkehrs-Bewegung wird gekappt. Naja, und Touristen brauchen wir offensichtlich schon gar nicht, die kommen mit Flugzeug oder so – aber wohl eher gar nicht! Die Mehrzahl der Deutschen lebt nun mal westlich von uns – was gibt es da noch für einen Normaldenkenden bezüglich der Bahnverbindungen zu erklären? Oder konzentriert sich das Denken der Schweriner Kleinstaatler nur noch auf das Schloss?